
TAG 3:

Entweder liegt es an meiner morgendlichen "nicht-Leistungsfähigkeit" oder an der Rede, dass diese nicht nachvollziehbar/mitdenkbar ist. Aber wenn ich mir die geringe Teilnehmerzahl in dem riesigen Audimax der Uni ansehe und beobachte, dass die wenigen Teilnehmer auch im 5-Minuten-Takt hinausströmen, liegt es entweder an der morgendlichen "nicht-Leistungsfähigkeit" der Anderen oder eben am Redner. Er spricht ohne Argumentationsstruktur, seine Folien bestehen aus ganzen Sätzen - geschrieben in 6 Punkt und mit einem Zeilenabstand von ca. 1mm - und sein Enthusiasmus ist deckungsgleich mit dem eines Stoikers. UND: Er spricht nicht über's Thema, sondern darüber, dass er als Medienprofi (!) einen Shift im Medienverhalten von TV hin zu Internet feststellen konnte. Wow!
Zweite Erkenntnis, geliefert von John Nail (nicht der Orator, den ich gerade so unhöflich kritisierte): "Social media measurement ist still too young to set standards for. It's premature to force an audience measurement standard on social media."
Axel Maireder präsentierte seine Studie über "Internet-usage in Schools" für's österr. Unterichtsministerium wird präsentiert. Durchgeführt von der Uni Wien. Der angewandte Forschungsprozess war der der "Grounded Theory" und eingesetzt wurden hierfür Fokus-Groups. EINIGE Findings: Interessant, dass Schüler denken, dass Informationen aus dem Internet per se gut sind. Sie hinterfragen diese Informationen gar nicht erst. Das liegt daran, dass Lehrer kein Feedback zu "Internetarbeiten" geben, bzw. die Quellen nicht evaluieren. "Solange das funktioniert, nehmen die Kinder an, dass Internetinformation "gut" ist". Lehrer wiederum vertrauen den Informationen NICHT, verwenden diese aber DENNOCH. Ein Paradoxon. Auch glauben junge Personen "blind" der "Weisheit der Massen". Ein Zitat einer 10-jährigen Schülerin: "Wenn 10 Leute sagen, die Mauer ist 10 Meter hoch und 2 Leute sagen, sie ist 9 Meter hoch, dann glaube ich den 10 Leuten." Expertenmeinungen werden als nicht wichtig erachtet. Die Hausübungen werden oft durch Zeiten für's Mailen and Chatten unterbrochen. Die Folge: Hausübungen dauern bis zu 4h. Diese 4h werden in den Gedanken der Schüler der Hausübung zugerechnet und die Belastung (der Workload) durch die Schule wird subjektiv sehr überbewertet. Die Lehrer empfinden durch's Internet einen "loss of control" und in Folge fühlen sie einen "Loss of authority". Ein Teufelskreislauf, der durch einen "lack of practical knowledge" im Umgang mit dem Internet in der Lehre entsteht. Ferner haben sie zuwenig Vertrauen in ihr Wissen im Bezug auf das Internet. Dieses ist zwar sehr sehr hoch in Österreich, aber es fehlt das Selbstbewusstsein und sie getrauen sich daher nicht das Internet einzusetzen. Lehrer haben das Gefühl, dass Schüler ihnen darin weit überlegen sind. Alles in Allem kein positives Bild der Internetnutzung an Schulen...
Anja Johanning beschäftigte sich mit Communities als Arbeits-hilfs-mittel? Wie und Wann werden sie eingesetzt? Welche Auswirkungen hat der Einsatz auf Kompetenzen der Mitarbeiter? Und was muss eine Community (marketing.de secretaria.de etc.) aufweisen, um im professionellen Umfeld genutzt zu werden?
TAG 2:

Prof. Jon A. Krosnick von der Stanford University hielt die Keynote zur GOR '09. Er ging dabei auf folgende Frage ein: "Does mode matter? What about data quality?". Und beantwortete diese sehr profund (er betreibt seit Jahrzehnten sehr groß angelegte (Wirtschaftspartner, US-Regierung, etc.) Vergleichsstudien zwischen Telefon-, Paper & Pencil-, Internet-, und Face to Face-Interviews). Und ja: "Mode does matter!" Er zeigte extreme Unterschiede in den Ergebnissen (andere Rangreihenfolgen, Fehlerquoten von bis zu 25 % bei Häufigkeiten, usw. usf.) und man sollte sich sehr sehr bewusst sein welche Auswirkungen die Erhebungsmethoden auf die Ergebnisse haben (können). Nicht neu all das! No na - Ergebnisse? Aber profund recherchiert und plakativ präsentiert.
Die von ihm eingesetzte Erhebungsmethode ist seiner Meinung nach das derzeitige Optimum. Zusammen mit dem US-Ministerium wurden 1.000 Laptops angekauft, 1.000 High-Speed-Internetzugänge bezahlt und diese Infrastruktur wurde 1.000 zufällig ausgewählten Haushalten zur Verfügung gestellt, die dafür 1/Monat ein halbes Jahr lang eine Befragung durchführen müssen. Sie erhalten für jeden Fragebogen außerdem 10 Dollar. Diese Kombination aus klassischem "randomized sampling" (verbunden mit einer Rücklaufquote von 97%) und den Positiva der Onlinebefragung (User haben Zeit zu Überlegen, die Effekte von Befragungserfahrung sind viel geringer, User reagieren nicht sozial angepasst, etc.) vereine die Vorteile beider "Welten" - der On- wie der Offlineforschung).

Stefan Wehrli erforscht Persönlichkeitsfaktoren, die die Partizipation bei sozialen Netzwerken erklären. Aktuelle Ergebnisse gibt es hier zum herunterladen. Spannendes Detail: Neurotizismus (also Personen, die im realen Leben daher Schwierigkeiten haben sich zu vernetzen) ist gerade für soziale Gemeinschaften ein positiver Faktor hinsichtlich des Grades der Partizipation. Alle Verrückte vereinen sich also in Facebook? ;-)
Monika Taddicken führte Gruppeninterviews mit Personen durch, um Faktoren, die den "Disclosure"-Level im Umgang mit Web2.0-Communities beeinflussen, herauszufiltern. Level of Activity, Privacy Concerns, Trustworthiness of Application, Social Context, (Expected) Benefits, Data Management possibilities, Impression Management und Awarness waren die gefundenen Faktoren, die auf verschiedene Personengruppen (Active-Users, Semi-Active-Users, Non-Active-Users) verschieden wirken. Den Vortrag gibt es die nächsten Tage via http://webresearcherblog.wordpress.com/ zum herunterladen.



Danach wurde noch eine Websitenanalyse der österr. Parteien, durchgeführt im Rahmen der NR-Wahlen '08 von Fr. Russmann der Uni Wien, präsentiert. Gelieferte Schlussfolgerung: Kleinparteien nutzen die Möglichkeiten besser, da diese weniger Marketingbudget haben und ihr Heil im Web suchen. Ausnahme: die FPÖ.
TAG 1:
Eye Tracking war das Thema des Workshops am frühen Nachmittag, den ich heute besuchte. Robertino Pereira von der Fa. Tobii Technology sprach über die Grundlagen von Eye Tracking UND Usability-Testings. Spannend, dass ein Mitarbeiter des direkten Mitbewerbers, der Fa. SMI, ebenso im Publikum saß. Spannend, weil die FH Salzburg ein System der Firma SMI besitzt und ich so persönlichen Kontakt schliessen konnte mit dem Mitarbeiter, und ich mit ihm für die nächsten Tage persönliche "Nachhilfe" vereinbarte. Good luck!
Link des Tages: Google arbeitet stark mit Eye-Tracking, um deren Produkte zu analysieren und zu verbessern. Hier die relevanten Artikel im offiziellen Google Blog.
Zum Abschluss noch ein Video, dass zeigen soll, dass sehen noch lange nicht wahrnehmen ist. Mit Eye-Tracking kann letztendlich auch nur das sehen gemessen werden, nicht jedoch das wahrnehmen!!! Ein Rückschluss auf das wahrnehmen, wenn man die Fixations (=Der Augenblick, wenn der Blick stehen bleibt und man einen kleine Ausschnitt (Daumennagelgroß) scharf sieht) und Saccades (Blickbewegungen, bei denen man maximal einen unscharfen, oftmals farblosen Schatten, sieht) interpretiert, wird immer ein gutes Stück Interpretation bleiben.
Noch immer sitze ich hier in einem veralteten Hörsaal der Uni (also Infrastrukturell sind die Uni's keineswegs zu beneiden...) und der Vortrag des heutigen späten Nachmittags nähert sich direkt proportional der Anzahl der Steckdosen in diesem Raum (=0!). Es geht um Fallstricke in der Onlinemarktforschung und die sind so "logisch" (bzw. sind diese rein handwerklich und es geht keineswegs um methodische Überlegungen), dass diese Interessant sind für Personen, die noch gar keine Erfahrung mit Onlinebefragungen sammeln konnten... Ich denke, ich werde in die Sonne gehen. Nur: Wie mache ich das ohne Respektlos zu erscheinen???

Bin gerade unterwegs nach Wien an die Hauptuniversität zur General Online Research 09. Bin persönlich sehr gespannt, was die nächsten Tage als Status-Quo der Onlineforschung dikskutiert werden wird...
Weiteres folgt...
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